Glücksgefühle bei Orchester und Zuhörern – Frühjahrskonzert 2022
Frühlingskonzert des Orchestervereins mit vielen Höhepunkten. „Glasnost“ durch „Ode an die Freude“ ersetzt
Von Carmen Ahlers
Im Original auf der Seite des IKZ zu finden : IKZ-Online Artikel

FOTOS: CARMEN AHLERS
Hemer. „Der Saal ist voll, das ist ein Zeichen dafür, dass die Hemeraner wieder Lust auf gute Musik haben“, sagte Bürgermeister Christian Schweitzer am Sonntagnachmittag im Alten Casino. Dort warteten alle schon auf den ersten Ton – die 34 Musiker des Orchestervereins, der Pandemie bedingt lange nicht vor einer großen Kulisse aufgetreten war, und die 200 Zuhörer. Eigentlich ein gewohntes Bild, doch etwas war anders: Auffällig waren die großen Mengen an Technik und Kameraleuten an allen Seiten des Alten Casinos. Denn das Konzert wurde erstmals für die Hemeraner Seniorenzentren aufgezeichnet werden.
„In den Altenheimen leben bestimmt viele treue Freunde des Orchestervereins, die sich darüber freuen werden“, so Christian Schweitzer. Das soll keine Eintagsfliege sein, sondern auch bei anderen kulturellen Veranstaltungen wiederholt werden. Musik könne Zuversicht und Kraft geben, sagte Hemers erster Bürger und bezog sich hier auch auf den Krieg in der
Ukraine. Er ist der Ansicht, dass es richtig sei, auch zu diesem Zeitpunkt die Musik zu genießen. So würden es auch die ukrainischen Flüchtlinge sehen, die bereits in Hemer seien. „Die wünschen sich Normalität“, so Schweitzer.
Mit großer Freude ins Programm gestartet
Und dann legte der Orchesterverein los, mit unglaublicher Spielfreude und dem Bedürfnis, die Herzen der Zuhörer zu berühren. Mit dem Yorkschen Marsch ging es eindrucksvoll ins Programm, der zweite Teil – nachträglich von Beethoven nachkomponiert – und war eine Besonderheit. Die Auswahl der Musikstücke durch die Dirigenten Martin Niedzwicki, Matthias Streiter und Felix Piltz war eine perfekte Mischung für die Zuhörer, die sich von der
Kraft und dem Klang der Musik ein-fangen ließen. Martin Niedzwicki führte die Gäste durch das Programm, humorvoll, strahlend und mit ergänzenden Informationen zu den dargebotenen Werken und deren Komponisten. Als er erläuterte, dass man kurzfristig das Stück „Glasnost“ gegen „Ode an die Freude“ ersetzt habe, gab es langanhaltenden Beifall.
Die Highlights des Konzertes zusammenzufassen, ist schwierig. Matthias Streiter dirigierte die Ouvertüre Ross Roy – eine Komposition für symphonisches Blasorchester des niederländischen Komponisten Jakob der Hahn. „Ein monumentales Werk. Matthias Streiter ist es gelungen, die wichtigen Themen prägnant heraus zu arbeiten. Eine sehr gelungene Aufführung. Das Werk wird häufig von Berufsorchestern gespielt. Umso erstaunlicher, dass es dem Orchesterverein gelungen ist dieses Werk adäquat im Casino aufzuführen“, freut sich Martin Niedzwicki für seinen Kollegen und das Orchester.
Hervorragend in Szene gesetzt
Hervorzuheben ist sicher auch das Saxophon-Solo von Julian Muhs, genau wie das Schlagzeug-Solo des erst 14-jährigen Jörn Ellermann, der zum ersten Mal einen größeren Solopart übernommen hatte. Mit ihrem Trompetensolo zu „Old Timer“ setzten sich Michael Maiworm und Jörg Krause hervorragend in Szene, eigentlich wäre auch noch Susanne Rasser-Schlüter mit von der Partie gewesen, sie war aber krank. Aber auch zu zweit funktionierte es. Beim Klarinettensolo überzeugten Kathrin Haase und Klaus Leser, sie spielten bei der Konzertpolka alle Register aus, schnell bis langsam, melodisch bis virtuos. Mitten ins Herz des Publikums sangen sich der Gesangssolist Marvin Weigert und die Gesangssolistinnen Lydia Streiter und Leonie Vicariesmann. Beide sind Preisträgerinnen und „Eigengewächse“ der Hemeraner Musikschule.
„Musizieren ist ein Teil unseres Lebens wie für andere Menschen eben andere Hobbys.“
Martin Niedzwicki, Dirigent des Orchestervereins
Nach dem Konzert gab es viele glückliche Gesichter. Kultur wieder in dieser Form erleben zu können, war für die Gäste besonders. Auch Martin Niedzwicki und sein Orchester erlebten echte Glücksgefühle. „Einerseits weil wir musizieren konnten, das ist ja unsere Leidenschaft. Andererseits weil wir wieder auf der Bühne standen, was uns zufriedenstellt. Wir sind ja damit groß geworden, Musizieren ist ein Teil unseres Lebens wie für andere Menschen eben andere Hobbys“, so Niedzwicki, „und es hat funktioniert. Alle Mühen, die wir in zweieinhalb Monaten investiert hatten, um ein neues Programm zu erarbeiten, haben sich gelohnt!“

